Bedrohte Firmenarchive

Beat Grossrieder schreibt in der NZZ online unter dem Titel «Herr Risch, die gute Seele von Just» am Beispiel des Archivs der Traditionsfirma Just mit Hauptsitz in Walzenhausen (AR) über Firmenarchive:

«Firmenarchive sind bedroht. Steht ein Unternehmen unter Spardruck, wird häufig das Archiv als einer der ersten Posten eingespart. Die Kartonschachteln im Keller oder die Warenmuster auf dem Dachboden bieten keinen offensichtlichen Mehrwert. Zweitens führt die Digitalisierung dazu, dass eine Firma generell weniger Papier produziert. Warum ein Firmenplakat schön ausgedruckt und beschriftet in eine Ablage legen, wenn man es als PDF abspeichern kann? Alles, was für die Belegschaft von Bedeutung scheint, vom Dienstjubiläum bis zum Weihnachtsessen, kann man auch kurz und knapp im Intranet publizieren. Dass diese Dateien dereinst nicht mehr lesbar sein könnten, kümmert die kostenbewusste Firma nicht. (…)

Durch diesen Neubau werde auch das Archiv aufgewertet, sagt (Just-Archivar Johannes) Risch. Die Besitzerfamilie plane dort ein Museum, das aus den Archivbeständen alimentiert werde. Co-Eigentümer Hansueli Jüstrich präzisiert: «Wir schaffen eine Just-Erlebniswelt mit spielerischem Einblick in die Geschichte der Firma und in die Herstellung der Produkte.» Dabei spiele das Archiv, für das Just gut und gern 150 000 Franken pro Jahr aufwende, eine zentrale Rolle: «Unsere Produkte und die Art, wie wir sie vor allem im Direktverkauf absetzen, hat viel mit Emotionen zu tun.» Deshalb würde es das Archiv auch weiterhin brauchen.

Das Archiv als Spiegel der Firmenseele? Im Falle von Just trifft das zu. Die Sammlung ist genauso gewissenhaft und sauber konzipiert, wie es die Kosmetika, Haushaltprodukte und Bürsten der Firma sind. Das liegt auch an der Person des Archivars, eines ehemaligen Primarlehrers, der nach zwanzig Jahren vor der Wandtafel einen Tapetenwechsel brauchte. Risch erarbeitete sich an der HTW Chur den Master in Information Sciences und kam dann zu Just. Akribisch hat er dort Briefwechsel katalogisiert und Dokumente geordnet, Maschinen restaurieren sowie Filme und Tonbildschauen digitalisieren lassen (mit der Fachstelle Memoriav). Man findet im grossen Drehregal das blaue Jojo aus Plastic mit dem Schriftzug «75 Jahre Just» genauso wie die Schallplatte aus den fünfziger Jahren, auf der ein Bürsten-Märchen von «Justine» zu hören ist.»

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert