Walser-Briefe in der ZB Solothurn entdeckt

Roman Bucheli schreibt in der NZZ unter dem Titel «Spektakulärer Fund in Solothurn» über (wieder)entdeckte Briefe von Robert Walser in der Zentralbibliothek Solothurn:

«Emil Wiedmers Archiv kam als Vorlass (zumindest in Teilen) bereits 1955, also noch zu Lebzeiten Robert Walsers, ins Archiv der Solothurner Bibliothek. Es umfasste u. a. Bücher, Manuskripte (Emil Wiedmer hatte selber gedichtet) und Briefe und, ja, eine ganze Reihe von Briefen Robert Walsers. 15 Briefe und Karten aus der Zeit zwischen Januar 1916 und August 1919. Die Briefe waren fein säuberlich geordnet in einer Archivmappe, versehen mit einer Signatur.

Jedoch fand man die Briefe nicht mehr, als man danach suchte, weil man inzwischen vergessen hatte, dass Nachlässe damals nach anderen als den heute üblichen Ordnungsprinzipien aufbewahrt und katalogisiert worden waren. Als Emil Wiedmer sein Archiv der Bibliothek überliess, wurde dieses in die Bestandteile aufgelöst: Wiedmers eigene Handschriften bildeten seinen eigentlichen Nachlass, die Bücher gelangten ins Büchermagazin, Briefe an ihn wurden eingereiht in alle übrigen Briefbestände des Archivs und in dem sogenannten Briefschreiberkatalog registriert.

Wer die Walser-Briefe hätte finden wollen, hätte diesen Spezialkatalog konsultieren müssen. Die Signatur hätte ihn unverzüglich an den richtigen Ort im Archiv geführt. Auf die Spur dieser verschollenen Schätze führte erst die Digitalisierung, doch wiederum auf langen Umwegen. 2005 wurde in Solothurn eine interne Datenbank erstellt. Darin wurden auch die Spezialkataloge erfasst. Eine einfache Datenbankabfrage hätte nun bereits das gewünschte Ergebnis zeitigen können. 2011 wurde diese Datenbank in den Verbundkatalog HAN der Universität Basel integriert und online gestellt. Nun konnte jeder übers Internet mit dem Stichwort «Walser, Robert» fündig werden: «Karte an Herrn Wiedmer», «Brief an Herrn Wiedmer»: So lauten die Einträge, die nun am Bildschirm erscheinen.

Wiederum vergingen Jahre, bis einer auf die Idee kam. Bernhard Echte war der glückliche Finder. Beteiligt an der Edition einer neuen Briefausgabe (vgl. Zusatztext), durchsuchte er kurz vor Redaktionsschluss noch einmal alle möglichen Online-Kataloge nach Unentdecktem – und fand, ohne bewusst danach gesucht zu haben, jene Briefe, deren Existenz er bis dahin bloss hatte vermuten können. Und alsbald hielt er in Händen, was seit Jahren das grösste entdeckte Konvolut an Walser-Briefen darstellt.»

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