Die Süddeutsche Zeitung berichtet unter dem Titel “Amazon und die Rückkehr der Bibliothekare” über die Firma Amazon, die physische Buchhandlungen eröffnet und dafür u.a. Bibliothekare anstellt:
“Andrea hat früher als Bibliothekarin an der hiesigen Universität gearbeitet, dann wurde sie von Amazon mit einem Stundenlohn von mehr als 20 Dollar und allerlei Vergünstigungen abgeworben. Sie ist kein Verkaufsroboter wie die Typen mit den blauen Shirts in den Apple Stores. Sie berät zurückhaltend und doch selbstbewusst, sie ist auch nach einer halben Stunde Beratung noch bestens gelaunt: “Ich darf den ganzen Tag über Bücher reden, warum sollte ich das nicht lieben?” (…)
Amazon hat mit diesem Geschäft wahrlich nicht das Rad neu erfunden. Es ist ein netter Laden, mehr nicht, mit Büchern und allerhand technischem Schnickschnack. Ein Geschäft für alle, die nicht mehr in Geschäfte gehen und die glauben, dass einem der Amazon-Algorithmus schon die richtigen Bücher heraussuchen wird. Die Kunden lernen dort allerdings auch, dass eine Welt aus 6000 Büchern ziemlich klein ist. Natürlich wird künstliche Intelligenz bald noch schlauer sein. In der Gegenwart findet Andrea jedoch bessere Bücher als die Amazon-Suchmaschine. (…)
An diesem Tag nimmt der Besucher fünf Bücher mit nach Hause, von denen er drei bei der Suche im Internet nicht gefunden hätte. Beim Verlassen des Geschäfts gibt einem Andrea die Hand und sieht einen so an wie die Leiterin der Stadtbibliothek damals. Sie hat diesen wissenden Blick, dass sie jemandem geholfen hat, einen Schatz nach Hause zu tragen. Man wird sich das merken.”