Stefanie de Velasco analysiert im Zeit-Artikel “Schuld ist nicht die Digitalisierung“, weshalb sie nicht mehr regelmässig in Bibliotheken geht und sucht die Gründe u.a. in der jüngeren Bibliotheks-Entwicklung hin zu “lärmenden Bücherhallen”:
“Die Begeisterung über das Grimm-Zentrum war am Anfang groß. Auch ich liebte es in den ersten Monaten nach seiner Eröffnung. Der riesige Lesesaal, die flexiblen Öffnungszeiten, doch deuteten sich schon bald Probleme an, die inzwischen alle großen Uni-Bibliotheken Deutschlands beherrschen. Es wurde immer voller. Es gab nicht genügend Schließfächer, aber vor allem gab es kaum noch Personal, von Neuerscheinungsregalen oder kompetenter Beratung gar nicht zu sprechen.
Für Studierende, die heutzutage in wesentlich kürzerer Zeit einen Studienabschluss erwerben müssen, ist das eine Katastrophe. Für mich, die zwar noch in Ruhe ihren Magisterabschlus machen konnte, ist es zumindest ärgerlich, und es stört meine Beziehung zu Bibliotheken allgemein. Einige seiner anfänglichen Probleme hat das Grimm-Zentrum wieder in den Griff bekommen, doch die langen RVK-Signaturen, die nach und nach von fast allen Bibliotheken in Deutschland und z.T. auch vom Ausland übernommen worden sind, scheinen zu lang für das menschliche Gehirn zu sein, denn immer mehr Bücher sind verstellt, – sprich, stehen nicht dort, wo sie stehen sollten.”