In der Süddeutschen Zeitung vom 15.3.2016 ist unter dem Titel “Ausgebucht” ein Artikel über die öffentlichen Bibliotheken Amerikas zu lesen:
“Amerikanische Bibliothekare sind vergleichbar mit der Zunft der europäischen Drucker und Setzer vor dem Zweiten Weltkrieg: So wie diese haben sie ein gutes Selbstbewusstsein, sie pochen auf ihre Unabhängigkeit, sie setzen sich für die Meinungsfreiheit ein. Das heißt heute: Sie wollen nicht, dass die Vorlieben ihrer Leser von staatlicher Seite im Namen der Terrorbekämpfung überwacht werden. Die American Library Association (ALA), in der rund 2000 Institutionen und 56 000 Einzelne zusammengeschlossen sind, hat sich hinter die Firma Apple gestellt, die das Handy eines Terror-Mörders nicht entschlüsseln mag, damit nicht daraufhin alle Apple-Nutzer von staatlicher Seite ausgeforscht werden können. (…)
Amerikanische Bibliothekare nehmen es mit der Meinungsfreiheit wirklich ernst. In diesen Tagen haben sie ihren deutschen Kollegen viel zu erzählen. Die ALA ist zu Gast in Leipzig, da gibt derzeit einen Kongress für Bibliothekare. Er findet seit Montag parallel zur Leipziger Buchmesse statt, die an diesem Mittwoch eröffnet wird. (…)
Amerikas öffentliche Bücherhallen fungieren als Volkshochschulen, Kindertagesstätten, Sozialämter – und, ja, man kann dort auch Bücher und Filme ausleihen. (…)
In einem seien die amerikanischen Bibliothekare sich aber einig: Für die Leute da zu sein und die Freiheit der Leser vor der staatlichen Neugier zu schützen. “Ich liebe Bibliothekare!”, ruft Lee Rainie am Ende der Unterhaltung. (…)
Besonders gern erzählt Buron, was sich zutrug, als der Hurrikan Sandy 2012 über Queens hinwegzog. Viele Wohnungen waren damals wochenlang ohne Strom. Als Erste, gleich nach den Feuerwehrleuten, seien die öffentlichen Büchereien zur Stelle gewesen: mit Decken und anderen Hilfsgütern. Das habe sich gelohnt: “Seither sind unsere Büchereien dort viel besser besucht als früher.””