Tor Online beleuchtet “Faschistische Hobbits? Julius Evola und die rechtsextreme Adaption von J.R.R. Tolkiens Welt”:
“Die Popularität Tolkiens und der von ihm geschaffenen Fantasywelt im rechtsextremen Milieu Italiens ist jedoch keine Neuigkeit. Vielmehr geht sie auf die erste italienische Ausgabe von Der Herr der Ringe aus dem Jahr 1970 zurück. Marco Tarchi (*1952), ein Protagonist der italienischen rechtsextremen Jugendbewegung in den 1970er Jahren und heute Professor für Politikwissenschaft an der Universität Florenz, schrieb 1975 in seiner Rezension über den Roman, Der Herr der Ringe sei „das zauberhafteste Buch, das wir je in den Händen hatten“ und eigne sich besonders für die rechte Jugend, weil es nicht durch eine faschistische Vergangenheit vorbelastet sei.[4] (…)
Vor dem Hintergrund des „Kriegs gegen den Terror“, islamistisch motivierter terroristischer Attentate und steigender Migrationszahlen war und ist die heutige Welt in der Wahrnehmung vieler Rechtsextremer –wie Tolkiens Mittelerde – dem Untergang geweiht. So konnte diese verfilmte Rede an die „Menschen des Westens“ von Rechtsextremen als Schlachtruf für ihre Sache verstanden und genutzt werden: Nur wenn die weißen, christlichen, zivilisierten Menschen zusammenstehen, würden sie im „Kampf der Kulturen“ (Samuel P. Huntington) siegreich sein. So fand Tolkiens Welt, ob beabsichtigt oder nicht, einmal mehr Anklang bei Rechtsextremen – und dank der globalen Reichweite und des Erfolgs der Filmtrilogie war und ist diese Faszination nicht mehr nur auf Italien beschränkt.”