Sekundarlehrer Jonas Resch schribt in der heutigen Aargauer Zeitung unter dem Titel «Leseschwäche: was tun?» über die Schulbibliothek in seiner Sekundarschule (danke an Michaela Spiess für den Hinweis, via Swissdox):
«An der Sekundar-und Realschule Wettingen haben sich die Schulleitung sowie die gesamte Lehrerschaft kürzlich versammelt, um über das Fortbestehen der Schulbibliothek zu befinden. Da diese nur selten genutzt wird und der Schulraum knapp ist, stand eine anderweitige Nutzung des Bibliothekszimmers zur Debatte. Unisono zeigten die Wortmeldungen aus dem Kollegium dann jedoch in eine klare Richtung: Der Verlust der Bibliothek käme einem Armutszeugnis gleich. Auch für die wenigen Schülerinnen und Schüler, von denen das Bücherzimmer gerne besucht wird, lohne sich dessen Erhalt. Der Beschluss wird einstimmig gefällt, woraufhin die Schulleitung Massnahmen zur Erhöhung der Besucherfrequenz fordert. Kurzerhand wird ein Bibliotheks-Newsletter lanciert. Im scheinbar letzten Moment hat der pädagogische Kampfeswille die Desillusion besiegt, dafür mit umso entschlossenerem Ausgang. (…)
So erstaunt es nicht, dass der Blick beim Vorbeigehen an der Schulbibliothek oft ins Leere fällt. Wenn eine Handvoll Jugendliche während der Öffnungszeiten nach Büchern schmökert, kann dies bereits als Spitzentag gewertet werden. Symptome allgemeiner Leselust sehen anders aus. Dennoch, es gibt sie, die Schülerinnen und Schüler, die wöchentlich hier aufkreuzen. Einer von ihnen lebt erst seit etwas mehr als zwei Jahren in der Schweiz. Er liest zwar nicht Max Frisch, dessen «Homo faber» ebenfalls im Regal steht und – kein Witz – vor über dreissig Jahren zum letzten Mal ausgeliehen wurde. Stattdessen verschlingt er japanische Comics. Um die zehn Bände innerhalb der vergangenen drei Monate sollen es gewesen sein. Büchergenres gegeneinander auszuspielen, wäre im Fall des jungen Lesers bestenfalls kontraproduktiv. Denn er liest. Von sich aus. Und darum geht es doch letztendlich.»