Und nochmals «Mein Kampf»

10vor10 vom 7.1.2016 zum Thema ««Mein Kampf» wieder zu kaufen»

In der Süddeutschen Zeitung vom 8.1.2016 wird unter dem Titel «Der umzingelte Text» Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte zur neuen kritischen Ausgabe von Hitlers «Mein Kampf» interviewt (siehe auch digithek blog vom 25.11.2015 und 17.4.2015):

«Wir haben mit einer Auflage von 4000 Stück so kalkuliert, dass wir damit keine großen Verluste machen. Als sich aber abzeichnete, dass die erste Auflage schon durch Vorbestellungen so gut wie verkauft sein würde, haben wir die Erstauflage erhöht. Das Buch wird, auch wenn es bald ausverkauft sein wird, relativ schnell im Januar wieder lieferbar sein. Wir können schnell nachdrucken. Von dieser extrem starken Nachfrage waren wir allerdings selbst überrascht. (…)

Einerseits ist «Mein Kampf» unstrittigerweise eine fundamentale Quelle für die Geschichte Adolf Hitlers und des Nationalsozialismus, insofern ist die Ausgabe auch längst ein wissenschaftliches Desiderat. Jetzt kommt aber dieses Datum des Erlöschens der Urheberrechte dazu, und da gibt es eine Menge andere Implikationen politisch-moralischer Art. (…)

Wir wollen von Anfang an möglichst viel Aufmerksamkeit für diese Ausgabe erzielen, um kommerziellen oder ideologisch gesteuerten Projekten das Wasser abzugraben, die möglicherweise konkurrieren. (…)

Wer tabuisiert, leistet dem Irrationalismus Vorschub, und damit wäre am Ende niemandem gedient. Auch moralisch wäre es schlicht unverantwortlich, dieses Konvolut der Unmenschlichkeit gemeinfrei und kommentarlos vagabundieren zu lassen, ohne ihm eine kritische Referenzausgabe entgegenzustellen, die Text und Autor gewissermaßen in die Schranken weist. (…)

Allerdings schwebt uns eine Online-Ausgabe vor. Dafür gäbe es im Prinzip die technischen Voraussetzungen, aber es ist kostenträchtig, und es steht deshalb noch in den Sternen, wie und wann wir das umsetzen können – sicher nicht vor 2017. (…)

Mit unserer Ausgabe aber wird ein Rechtsradikaler keinen Spaß haben, da bin ich mir sicher.»

In den Medien kaum erwähnt wird, dass seit dem 1.1.2016 viele Werke gemeinfrei geworden sind, die es verdient hätten, gelesen zu werden. Fabian Köhler macht auf bento.de einen Vorschlag: «Diese sieben Bücher solltest du lieber lesen als «Mein Kampf»«:

>>> Tagebuch eines Verzweifelten : Zeugnis einer inneren Emigration / Friedrich Reck-Malleczewen
>>> War Time Columns / Ernie Pyles
>>> Bambi : eine Lebensgeschichte aus dem Wald / Felix Salten
>>> Kriegstagebuch / Rosa Jegorowna Schanina
>>> Gefängnisbriefe / Dietrich Bonhoeffer
>>> Verse aus Theresienstadt / Gertrud Kantorowicz
>>> Das Tagebuch der Anne Frank

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