Weshalb Open Access wichtig ist

Klaus Graf bietet im Archivalia- Artikel «Sci Hub, Fernleihe und Open Access» einen aktuellen, detaillierten Überblick über die Situation des Online-Zugangs zu wissenschaftlicher Literatur:

«Sci Hub ist ein Traum. Man gibt einen DOI ein und bekommt – sehr oft – nach kurzer Wartezeit sofort ein PDF des gewünschten wissenschaftlichen Zeitschriftenartikels. Für die Verleger-Lobby ist Sci Hub eher ein Albtraum. Sci Hub ist illegal, wiederholen sie gebetsmühlenhaft, und man liest sogar, dass es eigentlich gar kein Zugangsproblem bei wissenschaftlicher Literatur gebe.

Es wird zu viel publiziert, als dass man mit dem jetzigen System eine ausreichende Verteilung des weltweit erarbeiteten Wissens-Schatzes erreichen könnte. Selbst die reichsten Universitäten können sich nicht alle forschungsrelevanten Ressourcen leisten. Während die Zeitschriftenpreise steigen und beispielsweise dem weltgrößten Verlag Elsevier immense Profite bescheren, stagnieren die Bibliotheksetats. Die Organisationen, die Wissenschaft möglich machen, die Bibliotheken und eine Mehrheit der Wissenschaftler kennen seit Jahren die Lösung des Problems: Open Access. Der kommt aber trotz aller Fortschritte nur mühsam voran. (mehr

Update vom 10.4.2016: Christian Gutknecht antwortet auf Inetbib:

«Sci Hub und ILL von jüngerer wissenschaftlicher Literatur müssten wirklich nicht sein, würden wissenschaftliche Institutionen endlich mal ihre Anbieter- und Käufermacht dazu bündeln und Open Access ernsthaft angehen. (…)

Gut immerhin, scheint in der Schweiz – ich hoffe auch ein wenig durch mein „Transparenzprojekt» bei den Subskriptionskosten – etwas Schwung in die Sache gekommen zu sein. Es wird nun ganz offiziell eine Finanzfluss-Analyse durchgeführt (ILL-Kosten müsste man da eigentlich auch einbeziehen) und eine nationale Open Access Strategie entwickelt.

Ich hoffe mit oa2020.org kommt nun weiter Dampf ins Getriebe. Auch die Niederländer machen mit ihrer EU-Ratspräsidentschaft mächtig Druck.

Letzte Woche ist zudem auch ein recht konkretes Briefing Paper von Science Europe (Dachorganisation europäischer Wissenschaftsförderung, inkl. DFG, SNF, FWF) rausgekommen.

Es wäre wirklich zu hoffen, dass wir auf die Illegalität von Sci Hub und die Unbequemlichkeit von ILL in naher Zukunft verzichten könnten. Open Access ist klar die Lösung.»

Jürgen Fenn antwortet am 11.4.2016 mit Nachdenken über Sci Hub:

«(…) Denn eine Welt mit 100-prozentigem Open Access ist wahrscheinlich nicht erreichbar. Und das liegt einfach daran, daß es mehr Prestige mit sich bringt, bei einem externen Verlag zu publizieren als auf dem OA-Server der universitätseigenen Unibibliothek. Nur der Dritte kann die Gewähr dafür bieten, daß der Autor und sein Text ausgewählt worden sind, dort zu erscheinen. Auch wenn das Lektorat mittlerweile vielfach ausfällt: Do-it-yourself und Selfpublishing werden nicht für alle Zwecke und auch nicht für alle Fächer eine gangbare Lösung sein. Bei den Juristen wird jedenfalls weiter ganz viel gedruckt. Es ist kein Zufall, daß sich die Konstanzer Juristen gerade gegen eine Verpflichtung zur Zweitveröffentlichung ihrer Texte gewandt haben. Und auch dieser Bedarf will weiterhin über Bibliotheken verteilt sein. Nur sie können sowohl eine Infrastruktur für proprietäre als auch für offene Medien organisieren und betreiben. Mit der Fernleihe auch ortsübergreifend.

Ob das eine billiger als das andere sein wird, ist am Ende übrigens geschenkt, denn beides wird nebeneinander bestehen. Das Verlagsprodukt wird man ebensowenig verdrängen können wie den Open Access. Die Autoren wie die Benutzer haben sich darauf eingestellt.»

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