Bildungsdiskussion auf Twitter

Die 17-jährige Gymnasiastin Naina aus Köln ist durch ihren Twitterpost gegen den Lehrplan über Nacht zum Twitterstar geworden. Seitdem haben viele Medien über Naina berichtet, 26 000 Menschen haben die erste Nachricht favorisiert und 14 000 haben sie geteilt. Die Jugendzeitschrift yaez.de hat den Pressereferenten des Schulministeriums Nordrhein-Westfalen zum Thema interviewt:

«Schule kann nicht auf alle Eventualitäten des späteren Lebens vorbereiten. Aber Schule kann grundlegende Fähigkeiten vermitteln. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, wie und wo sie sich informieren können, welche Quellen vertrauenswürdig sind und welche eher nicht, weil sie zum Beispiel interessengeleitet sind.»

Michail Hengstenberg sagt dazu im Kommentar «Verplempert eure Zeit!» auf spiegel.de:

«Dabei liegt gerade in der scheinbaren Sinnlosigkeit dessen, was zum Beispiel in der Schule gelehrt wird, ein großer Sinn, den wir uns unbedingt bewahren sollten. Der Deutschunterricht ist das beste Beispiel. Jede Wette, dass mindestens 90 Prozent aller Schüler das dort Gelernte nie brauchen und sofort vergessen werden.

Aber sollte man solche Fächer deswegen absetzen und durch lebensnaheren Stoff ersetzen, zum Beispiel durch das kleine Steuererklärungseinmaleins?

Gedichte bilden den Charakter – Steuererklärungen eher nicht

Auf gar keinen Fall! Weil das Absitzen von Zeit in Fächern, die man nicht mag, einen viel besser auf das Leben vorbereitet als jeder Mietvertrags-Crashkurs. Was man daraus lernen kann? Sich mit unangenehmen Situationen zu arrangieren, die man nicht ändern kann, zum Beispiel. Schule ist der perfekte Ort, um Strategien für das eigene Ressourcenmanagement zu entwickeln. Wie schaffe ich es, mir Materie draufzuschaffen, die mich nicht interessiert? Wie viel Energie muss ich aufwenden, um dort den Anforderungen zu genügen und Raum zu haben für die Dinge, die mich wirklich begeistern? Alles Lektionen, die später Gold wert sind.»

Zeit Online hat Naina unter dem Titel «Uff. Und was machen wir jetzt?» Gelegenheit gegeben, ihre Gedanken auszuformulieren:

«Ich sage ja nicht: Was ihr uns an der Schule beibringt, ist Blödsinn. Wir lernen wichtige Sachen, die wir später auch brauchen. Fachwissen, Allgemeinbildung, soziale Kompetenzen. Gerade, was die Fremdsprachen angeht, bin ich unglaublich froh, dass ich die in der Schule gelernt habe, Englisch, Französisch und Spanisch. Und natürlich hat niemand Lust auf Gedichtanalysen.

Aber auch an der Uni ist es hilfreich, wenn man einen Text analysieren kann. Mir geht es um eine Erweiterung, lebensnahe Themen fehlen mir: Wie miete ich eine Wohnung? Was muss ich an Steuern zahlen? Welche Versicherungen brauche ich und wie schließe ich die ab? Wie kläre ich Dinge mit der Bank? Ich würde mir wünschen, dass wir über so was in der Schule sprechen. Nicht unbedingt als eigenes Fach, sondern als freiwilligen Projektkurs.

Natürlich sind das Sachen, die man auch googeln kann. Aber dann wird man von so einer Flut an Informationen überrollt, dass es wahnsinnig schwierig ist, zu unterscheiden: Was kann ich gebrauchen und was nicht?»

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