Idiotikon

Der Tages-Anzeiger schreibt unter dem Titel «Verzettelt im Zürcher Dialekt» über einen Werkstattbesuch beim schweizerdeutschen Wörterbuch Idiotikon:

««Schweizerisches Idiotikon»: So heisst das schweizerdeutsche Wörterbuch mit Standort Zürich, an dem seit 1862 gearbeitet wird. Landolt ist einer der Redaktoren – die letzten zweieinhalb Jahre war er beschäftigt mit dem Eintrag zum Wörtchen «zue». Man muss sich das Unternehmen Idiotikon vorstellen wie den mittelalterlichen Kathedralenbau. Ist man mal fertig, ist gar nichts fertig; ab dann muss instandgehalten werden. Beim Idiotikon soll der Z-Band Mitte der 2020er-Jahre abgeschlossen sein. Und dann? Sicher werde es irgendwie weitergehen, sagt Landolt. Nur schon, weil die Mundart immer neue Wörter gebäre. (…)

Das Idiotikon lesen – die digitale Version ist gratis greifbar – heisst: viel über den Alltag früherer Jahrhunderte erfahren, über alte Handwerkssparten, Haushaltgegenstände, bäuerliche Techniken. (…)

Gut 80 Spalten umfasst Landolts «zue»-Eintrag, und wenn es hier eingangs hiess, dass er daran zweieinhalb Jahre gearbeitet habe, gehört das leicht differenziert: Idiotikon-Redaktoren ar­bei­ten nicht nur an eigenen Einträgen, sondern lesen immer wieder Einträge der Kollegen gegen; «das ist aufwendig», sagt Landolt. Zudem treffen fast täglich Anfragen ein. Die Redaktoren beantworten sie reihum oder nach Massgabe des eigenen Wissens. Jemand erkundigt sich nach dem Ursprung der Wendung «das chasch de Füchs beize», ein anderer will wissen, woher der Ortsname Stallikon komme. Und die dritte Person rätselt, woher das Wort «de» in «nid de Zyt ha» stamme. Landolt weiss es. In der Wendung «Ich habe nicht der Zeit» versteckt sich ein partitiver Genitiv», der Teilhabe ausdrückt. Wie im Französischen: «J’ai du pain», ich habe Brot.»

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