Ausstellung „Von Listen und Lücken“ in Frankfurter Uni-Bibliothek

Die Lückenliste, auf die hier am 16.9.2023 hingewiesen wurde ist Thema in der Frankfurter Rundschau:

«Doch anders als diesen Herren wird der meistgespielten Dramatikerin des 19. Jahrhunderts bis heute kein Platz in den Kanones der Weltliteratur eingeräumt. Vermutlich war sie einfach zu erfolgreich, ihre Stücke zu rührselig, die Autorin zu geschäftstüchtig – „typische Kriterien, mit denen schreibende Frauen und populäre literarische Formen aus dem Kanon der Literatur ausgeschlossen werden“, konstatiert die Ausstellung „Von Listen und Lücken“, derzeit zu sehen im Schopenhauer-Studio der Frankfurter Uni-Bibliothek. (…)

Anlass der Schau ist die Veröffentlichung der „Lückenliste“, einer vom Netzwerk „Breiter Kanon“ initiierten, wachsenden Liste mit „vergessenen, verdrängten und marginalisierten Texten“. Rund 120 Titel aus allen literarischen Gattungen finden sich hier, mitsamt kurzer Begründung der vorschlagenden Person.

Der Bogen spannt sich über mehr als 800 Jahre: Vom Visionsbuch Elisabeths von Schönau aus dem 12. Jahrhundert bis zum autofiktionalen „Blutbuch“ von Kim de L’Horizon (2022). Verzeichnet sind die Gedichte der „pommerschen Sappho“ Sibylla Schwarz aus dem 17. Jahrhundert, Romane von Romantikerinnen wie Caroline von Wolzogen oder Sophie Mereau, politische Streitschriften wie jene der Vormärz-Autorin Louise Franziska Aston, Erzählungen von Johanna und Märchen von Adele Schopenhauer, Reiseaufzeichnungen von Annemarie Schwarzenbach, Dramen von Marie von Ebner-Eschenbach oder der eingangs erwähnten Charlotte Birch-Pfeiffer. (…)

Manche Verlage jedoch denken um, schaffen Platz im Programm für Literatur, die vergessen zu werden droht. So ediert der Wehrhahn-Verlag vergriffene Texte aus der Frühen Neuzeit und von Romantikerinnen, der AvivA-Verlag veröffentlicht insbesondere jüdische Autorinnen der 1920 und 1930er Jahre, und mit „Literarische Diverse“ gründete die Berliner Verlegerin Yasemin Altınay ein Magazin, das Texte von marginalisierten Menschen einem breiteren Publikum zugänglich macht.»

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