«Ich las vor allem die Bücher, von denen meine Eltern sagten ‹das ist noch nichts für mein Kind'»

Der Literatur- und Musikkritiker Joachim Kaiser las bereits mit zwölf Jahren Goethes Faust, mit Dreizehn den «Zauberberg» von Thomas Mann (die Eltern hatten ihm davon abgeraten). Mit sechzehn oder siebzehn Jahren war er 1946 oder 1947 während eines Jahres 400 Mal im Theater oder Konzert. Auf die Frage, woher er die Zeit nahm, antwortet er (via ALPHA FORUM – Im Interview mit JOACHIM KAISER auf Youtube, ab Minute 5:25):

«Man nimmt sich die Zeit. Man kann auch mit siebzig zum ersten Mal die Ilias lesen. Bloss ist es besser man liest sie zum ersten mal mit siebzehn Jahren. Wenn man mit zwanzig Jahren noch fast nichts gelesen hat, wird man sein Leben lang unbelesen bleiben und weiss das nur mit zwanzig Jahren nicht, dass das ein Unglück ist. Jemand der wirklich lesen will, der klaut sich die Lesezeit, der stiehlt sie seinem ehelichen Leben, der bereitet sich nicht richtig auf die Schule vor, aber er hat dann doch einmal einen Dostojewski zu Ende gelesen, von dem alle anderen nur behaupten, sie hätten ihn zu Ende gelesen, und darauf kommt es an.»

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